Erlebnisse und Tricks - Menschen an die Leine!

Hallo Haunberger Rudel,


Im Moment passiert wirklich viel: Wir gehen immer wieder einmal zu anderen Rudeln, wir gehen durch die Stadt, wir gehen wandern, - hier ist richtig was los. Und meistens haben meine Menschen jetzt etwas zum Beschäftigen und  Futter für mich mit, so dass mir sogar bei anderen Rudeln gar nicht mehr langweilig ist.

Oft spielen die anderen Rudelmenschen mit mir und mit meinen Menschen. Sie brauchen halt Abwechslung, und - gutmütig wie ich bin - spiele ich dann mit.


Wir Hunde spielen ja eigentlich nicht, weil es viel zu viel zu tun gibt: Man muss Futter finden und Boss werden und alle anderen immer unter Kontrolle halten. - Aber Menschen sind Hunde, die ständig spielen wollen. Und wenn die Menschen spielen, lernt man sie ganz gut kennen und lernt auch, wie man jeden am besten unter Kontrolle hält.


An ihrem Spielverhalten sehe ich dann, ob sie eher so der Boss-Typ sind oder ängstliche Typen oder sogar Trickser, auf die man sich nicht verlassen kann, weil sie immer die Abkommen brechen, die man grade mit Ihnen getroffen hat.


Diese Verhaltensforschung bei unseren Rudelbesuchen finde ich manchmal ganz schön anstrengend; und deshalb ist es dann auch ganz OK für mich, wenn die Menschen nach dem Spielen noch ein bisschen fressen wollen; da kann ich mich dann von ihrem Spielen und meiner Verhaltensforschung ausruhen; oder sie noch ein bisschen aus dem Augenwinkel beobachten.


Bei all unseren Unternehmungen habe ich inzwischen vor allem das mit der Leine verstanden.


Die Leine habe ich ja nach dem ersten Mal gleich gut gefunden. Also eigentlich danach. Beim ersten Mal noch nicht so, aber dann gleich danach schon, - weil ich nach dem ersten Mal weiß, dass die Leine „Abenteuer“ bedeutet: Immer wenn meine Menschen mit der Leine zu mir kommen, wollen sie mit mir etwas Spannendes erleben. - Deshalb nehme ich inzwischen meine Menschen gerne an die Leine.


Am Anfang war es aber dann oft so, dass meine Menschen das Spannende, das ich Ihnen zeigen wollte, nicht mitmachen wollten: Ich finde den vertrockneten Frosch, von dem ich Euch schon berichtet habe, aber meine Menschen wollen einfach weitergehen; ich sehe auf der anderen Straßenseite einen Vogel sitzen, aber sie wollen nicht mitlaufen. Jetzt habe ich aber verstanden, dass sie mich da ziemlich oft beschützen, so wie damals mit dem Auto: Wenn ich meine Menschen an der Leine habe, dann kümmern sie sich drum, dass mir nichts passieren kann. Sie übertreiben zwar manchmal, aber dafür muss ich mich um diesen administrativen Überlebens-Kram nicht kümmern: Wenn uns jemand anderer begegnet, kümmern sie sich drum, ob wir den begrüßen oder einfach vorbeigehen, ob wir Hunde uns nur beschnuppern oder miteinander Wettlaufen sollen.

Das finde ich ganz praktisch, weil ich mich dann völlig auf das Fährtenlesen konzentrieren kann: Wer da in den letzten Tagen gegangen ist, wem der Hundebezirk gehört, welche Blumen hier wachsen, und wie viele Regenwürmer hier herumliegen, in denen man sich wälzen könnte, wenn die in meinem Garten einmal nicht mehr reichen sollten.


Nur: Immer öfter sind meine Menschen und ich uneinig, wo es denn hingehen soll. Folge ich dem Geruch einer Katze, die hier eine erlegte Maus entlang transportiert haben muss, wird plötzlich die Leine straff, weil meine Menschen stehen bleiben und einen Busch betrachten. Will ich etwas länger erforschen, vor wie vielen Tagen der Regenwurm vertrocknet sein muss, stürmen sie der nächsten Straße entgegen. Wie kann man nur Büsche toten Mäusen vorziehen und vermoderte Regenwürmer links liegen lassen? Menschen scheinen eine geringe Sensibilität für die Wunder des Alltags zu haben.


Nach den ersten drei Ausflügen, bei denen ich ihnen erst einmal beibringen musste, einigermaßen geregelt an der Leine zu gehen, fing dieses Geziehe an. Zuletzt hat Herrchen überhaupt den Bock abgeschossen: Ich folge der Spur eines Fuchses, der in der Nacht hinter unserem Haus vorbei geschlichen sein muss, und genau dort, wo die Fährte des Fuchses nach links ins Maisfeld verschwindet, biege ich natürlich auch ab. Da dreht Herrchen plötzlich in die Gegenrichtung ab. Ja hallo, wie kann man denn nur eine Fuchsfährte verlassen? Noch dazu, wo der Fuchs nach Hühnerstall roch. Da bekam ich ernsthaft das Gefühl, dass alle Versuche, den Menschen meine Welt näher zu bringen, gescheitert sind.


Meine Menschen gehen so unerschütterlich in die falschen Richtungen, dass ich jetzt ständig aufpassen muss, dass die Leine nicht plötzlich wieder an meinem Halsband zieht. Ich muss einfach besser auf meine Menschen aufpassen, und welche verrückten Wege sie einschlagen. Denn dann spannt die Leine nicht, und das ist ein erheblich angenehmeres Geherlebnis.


Je mehr ich auf meine Menschen aufpasse, desto lockerer ist die Leine. Meistens führen ihre Wege ja auch zu schönen Abenteuern. Aber den Fuchs hätte ich schon gerne gesehen.



Bis dann,

Caruso

Carusos DogBlog -  © Claus-Peter Unterberger
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